Montag, 19. Juni 2017

Zeitliche Profess

Seit dem 2. Juni sind inzwischen bereits mehr als zwei Wochen verstrichen.

Der Tag meiner zeitlichen Profess…es war ein besonderer Tag für mich – ein Freudentag.

Der Professgottesdienst fand erst am Abend um 17.00 Uhr statt und ich hatte den Tag frei, durfte etwas tun was mir gut tut. Ja und das tat ich allerdings.
Am Morgen stand ich um 5.45 Uhr auf. Früh aufstehen gehört zwar absolut nicht zu meiner Lieblingsbeschäftigung, aber hey, es gibt Menschen die müssen noch früher raus, also werde ich es mal schön unterlassen mich zu beschweren. Ausserdem war das ja ein ganz freiwilliger Akt :-)
Um kurz vor halb sieben ging ich zum Bahnhof, mit Sonnencreme beschmiert, Sonnenbrille auf der Nase, Wanderschuhe an den Füssen und den Rucksack gebuckelt.
Ich fuhr mit dem Zug nach Sachseln. Von dort aus nahm ich den Bus ins Flüeli. So wanderte ich bereits um 7.30 Uhr hinunter in den Ranft. Am Wegrand sind verschiedene braune Tafeln angebracht. Die erste die meine Aufmerksamkeit auf sich zog war diese hier:

„Komm, folge mir nach – ich will dich ganz.“ Das hat mich sehr berührt. Wann wäre dieser Satz passender gewesen als an diesem Morgen meiner Profess?
Eine Stunde lang verweilte ich im Ranft. Ich war ganz alleine, noch keine anderen Touristen waren da und so konnte ich in aller Ruhe da sein…im Gebet…im Singen…in der Stille – das war schön!

Um 8.30 Uhr war ich bereit zum Abmarsch, mein Zielort war Stans. Ich wanderte also nach Hause. Den umgekehrten Weg – von Stans in den Ranft - habe ich schon oft gemacht. Aber nun war das Kloster mein Ziel. Meinen Entscheid, mich vorerst mal für drei Jahre an die Gemeinschaft zu binden, bekräftigte ich mit diesem Wegstück das ich zurücklegte.
Ich nahm es gemächlich, machte bei jeder Kapelle einen Zwischenstopp und die Mittagsrast war auch eingebaut. So bin ich ungefähr fünf Stunden später zu Hause angekommen. Meine Wanderung habe ich in unserer Klosterkirche mit dem Gebet von Bruder Klaus abgeschlossen:

Mein Herr und mein Gott,
nimm alles von mir,
was mich hindert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
gib alles mir,
was mich fördert zu dir.

Mein Herr und mein Gott,
nimm mich mir,
und gib mich ganz zu eigen dir.


„Ich bin bereit“, dachte ich, „Ja, jetzt bin ich bereit, diesen Schritt zu tun.

So begann – wie schon erwähnt – um 17.00 Uhr den Gottesdienst. Dabei waren meine Mitschwestern, meine Eltern, meine drei Geschwister und die drei ältesten Nichten. Auch Br. Josef war da, der dem Gottesdienst vorstand.
Ich durfte die Lieder und die Bibeltexte selber auswählen für den Gottesdienst. Das machte es für mich sehr persönlich und umso bewegter. Besonders nahe ist mir die Lesung die ich ausgewählt habe, aus dem Buch Jesaja:

„So spricht der Herr der dich geschaffen hat:
Fürchte dich nicht, ich habe dich befreit! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Musst du durchs Wasser gehen, so bin ich bei dir; auch in reissenden Strömen wirst du nicht ertrinken. Musst du durchs Feuer gehen, so bleibst du unversehrt; keine Flamme wird dir etwas anhaben können. Ich bin der Herr, dein Gott. Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.“


Im Vertrauen darauf, dass Gott bei mir ist, immer und überall, habe ich nun für drei Jahre die Gelübde der Armut, des Gehorsams und der Ehelosigkeit versprochen. Gott nachzufolgen in und mit der Gemeinschaft von St. Klara.

Ich bin dankbar für diesen Tag. Dankbar für meine Mitschwestern und meine Familie, die mit mir diesen Schritt gegangen sind. Dankbar, für alle Menschen, die mir in Gedanken und im Herzen verbunden waren und bleiben.

Liebe Grüsse
Sr. Lea