Dienstag, 30. Juni 2015

Gott ist ein Anderer

Heute ist es bereits eine Woche her seit dem Ordenstag in Baar. Sr. Sabine, Sr. Mirjam und ich waren auch dabei. Es war ein sehr schöner Tag mit vielen tollen Begegnungen. Besonders die Besucher Anzahl war überwältigend. Das Organisationsteam hat mit ca. 200 Ordensleuten gerechnet, wenn es hochkommt vielleicht mit 250. Schlussendlich hatten sich rund !!600!! Ordensleute angemeldet. Organisatorisch war das sicherlich eine Herausforderung, denn alles musste irgendwie nochmal neu geplant und umstrukturiert werden. Aber für mich war es wirklich schön zu sehen, wie sich 600 Ordensfrauen und Ordensmänner in Baar versammelten. Unten gibt’s noch ein Foto, wo wir gerade in Sachseln (da fand am Nachmittag die Ökumenische Feier statt) eintrafen.

Worüber ich heute jetzt aber einmal schreiben möchte, ist das Freilichtspiel, das am vergangenen Samstag zum 8. Mal auf dem Klostergelände aufgeführt wurde. „Gott ist ein Anderer“ heisst dieses Stück und wurde von Christoph Fellmann anlässlich des 400 Jahre Jubiläums unseres Klosters geschrieben. Ich kann zwar nicht mehr Werbung machen, weil sämtliche Aufführung seit Ende Mai ausverkauft sind, aber ich würde es tun, hätte es noch freie Plätze. Denn ich persönlich bin schlichtweg begeistert von diesem Theater! Wir Schwestern haben das Privileg, dass wir uns jederzeit unter das Publikum mischen dürfen, das geniesse ich. Auch wenn ich die – von mir – meist besuchten Monologe schon bald auswendig aufsagen könnte, faszinieren sie mich jedes Mal wenn ich sie mir anhöre / anschaue. Manche Aussagen sprechen mir aus dem Herzen. So könnte ich auch jedes Mal nickend zustimmen, wenn die Frau Mutter (Zora Schelbert) sagt (gesprochen wird der Text original in Schweizerdeutsch): „Manchmal macht man sich halt so Gedanken, ob man vielleicht die Letzte sein könnte, die hier beerdigt wird.“

Oder dann musste ich etwas schmunzeln, als ich vor kurzem mit einer Schale Cornflakes in meinem Zimmer vor offenem Fenster sass, mit Blick auf den Klostergarten. Ich sah die 120 Theaterbesucher, die am langen Tisch – für das Theater aufgebaut – sassen und dem oben zitierten Monolog der Frau Mutter zuhörten. Als sie über das Ordensleben sprach und sagte: „Klar. Stimmt schon, dass man heute nicht mehr so lebt wie wir hier“, musste ich direkt lachen. Als sie darauf die Frage stellte: „Doch, wer sagt das? Und warum?“ wäre ich am liebsten aufgestanden und hätte applaudiert. Doch das habe ich dann unterlassen…schliesslich will ich ja nicht noch mehr auffallen – das tu ich sonst schon genug…hihi. Wenn ich schon beim Thema „auffälliges Verhalten“ bin, fällt mir gerade mein abendlicher Spaziergang von letzter Woche ein.

Da ich etwas abseits auf einem Weg marschierte und alleine unterwegs war, nutze ich die Gelegenheit mal wieder mit meiner Cousine zu telefonieren. Wie ich dann so telefonierte, kam mir ein Pärchen entgegen. Ich weiss ja nicht was sie dachten als sie mich sahen, aber ihr wohlwollendes Lächeln liess in mir die Interpretation hochkommen, dass sie es wohl etwas ungewöhnlich finden, eine Nonne telefonierend in der Gegen herumlaufen zu sehen :-) Das brachte mich ein wenig zum Schmunzeln.

Nun komme ich für heute zum Punkt und wünsche euch eine gute Woche!

Liebe Grüsse
Sr. Lea


Samstag, 6. Juni 2015

Die ersten Erfahrungen

Sr. Lea...Sr. Lea…hallo, da ist Lea, ehm ich meine Schwester Lea…Mein Name ist Schwester Lea…

…Schon noch etwas ungewohnt, als Schwester angesprochen zu werden, sich selber mit „Schwester Lea“ vorzustellen, sich am Telefon mit diesem Namen zu melden oder so zu unterschreiben. Aber ich – und wir alle hier – nehmen das ziemlich locker. Es beschert uns so manche Situation die zum Schmunzeln veranlasst.

Schmunzeln musste ich auch am vergangenen Dienstag, als ich so zum ersten Mal in meinem alltäglichen Leben als Schwester unterwegs war. Eine - mir fremde – Frau, grüsste mich mit: „Guten Morgen Schwester“. Darauf war ich sowas von nicht gefasst, dass ich mich fast erschreckte und mich umsah mit wem sie spricht. Nein so extrem war es nicht, aber ich war schon einen Moment lang etwas perplex und so gab ich ein etwas zaghaftes „Guten Morgen“ von mir.
Inzwischen habe ich mich zwar noch nicht wirklich daran gewöhnt, aber ich bin so weit, dass ich darauf gefasst bin und mit einem freundlichen „Grüezi“ antworten kann….hihi. Das ist auffallend wie viel mehr man als Schwester auf der Strasse gegrüsst wird. Ist ja eigentlich schön. Zugleich finde ich es aber auch schade, denn ich fände es schön, wenn sich die Leute auf der Strasse auch grüssen, wenn ihr Gegenüber keine Ordensfrau ist. Da bin ich wohl noch geprägt von meinem Heimatdorf…da erschraken sich die Touristen weil sie von den Einheimischen auf der Strasse gegrüsst wurden – in einem so kleinen Dorf war/ist das ganz normal.

Oder da stand ich vor zwei Tagen beim Postschalter und musste warten bis ich an der Reihe war. Ein kleiner Junge (schätzungsweise 4-jährig) wartete ebenfalls, weil seine Mutter gerade einen Brief aufgab. Er bekam seine Augen fast nicht mehr von mir weg und es schien mir, seine Gedanken würden jeden Moment mit samt seinen Augen aus dem Kopf und mir vor die Füsse fallen. Ich lächelte ihn mal wohlwollend an und konzentrierte mich danach wieder auf das Anstehen. Wobei ich dann im Seitenblick wahrnahm, dass er mich nun noch grösser anschaute…hihi das war eine amüsante Begegnung (zumindest für mich).

Ansonsten, was die Kleidung anbelangt, fühle ich mich recht wohl. Inzwischen habe ich herausgefunden wie ich den Schleier auf dem Kopf befestigen kann ohne dass er nach einer Stunde wieder wegrutscht und ich weiss nun auch welche Kleidung sich gut eignet wenn man z.B. putzen will oder so.
Ich glaube es wird schon. Ich fühle mich noch nicht so ganz zu 100% „ICH“, wenn ich in den Spiegel schaue und mich in diesen Kleidern sehe, aber das darf alles noch wachsen und sich entwickeln.

Liebe Grüsse

Sr. Lea

Mittwoch, 3. Juni 2015

Ich habe dich bei deinem Namen gerufen

So, nun ist es Zeit für die grosse Berichterstattung…
Zuerst möchte ich allen von Herzen danken, für die Verbundenheit und die so grosse Anteilnahme an meinem Schritt. Für alle Zeichen des mi-mir-seins, sei es per Post, per SMS, Telefon, Geschenke, Grüsse…etc. Ich bin überwältigt! Mein Zimmer ist momentan so voll von all diesen Zeichen, dass ich direkt aufpassen muss, dass ich Platz habe in meinem Bett :-) Es ist einfach schön! Danke!
Ja, nun sitze ich vor dem Computer, den Schleier auf dem Kopf, braunes T-Shirt, brauner Jupes, Kniestrümpfe und Sandalen. Und ich muss sagen, es ist gar nicht so unbequem. Es ist einfach okay.
Der Montag habe ich sehr bewegt erlebt. Die Einkleidung fand innerhalb der Vesper statt und die war auf 17.15 Uhr angesetzt. Den ganzen Tag freute ich mich auf den Abend und erstaunlicherweise war ich recht gelassen. Am Nachmittag durfte ich mir Zeit nehmen für mich und konnte mich so noch innerlich und äusserlich vorbereiten. Als dann das Mittagessen vorbei war, schlug mein Herz schon etwas schneller, so ganz ohne Nervosität ging es nicht :-)
Um ca. 16.55 Uhr kamen meine Eltern und meine Schwester, die drei waren zur Feier eingeladen. Mein Vater zückte kurzerhand sein Handy als er mich sah. Er wolle noch ein zivil-Foto von mir, sagte er.
Pünktlich um 17.15 konnten wir beginnen. Zuerst sangen wir den Hymnus, anschliessend zwei Psalmen. Danach kam der lang erwartete Teil. Wie dieser Ablauf war, möchte ich gerne gleich mal hierher kopieren, das verschafft euch eine detaillierte Übersicht und ich muss nicht alles tippen :-)

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Aufnahme ins Noviziat

Sr. Sabine: Liebe Lea, was erbittest du von unserer Gemeinschaft?

Lea: Ich will das Leben in eurer Gemeinschaft tiefer kennenlernen und bitte euch, mit mir zu prüfen, ob ich berufen bin, Christus in dieser Schwesterngemeinschaft von St. Klara nachzufolgen.

Sr. Sabine: Dazu schenke dir der Herr seine Hilfe.

Alle: Amen

Sr. Sabine: Gott, du berufst immer wieder Menschen in deinen Dienst. Erhöre das Gebet von Lea, welche das Noviziat in unserer Gemeinschaft beginnt. Lass sie erkennen, welchen Dienst du ihr in der Kirche zugedacht hast. Gib, dass unser gemeinsames Leben, Beten und Arbeiten von gegenseitiger Liebe getragen wird. Darum bitten wir durch Christus unseren Herrn.

Lesung: (Jesaja 43, 1-5)
Fürchte dich nicht, ich habe dich befreit! Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein. Musst du durchs Wasser gehen, so bin ich bei dir; auch in reissenden Strömen wirst du nicht ertrinken. Musst du durchs Feuer gehen, so bleibst du unversehrt; keine Flamme wird dir etwas anhaben können. Ich bin der Herr, dein Gott … Fürchte dich nicht, denn ich bin bei dir.

Übergabe des Ordenskleides

Habit

Sr. Sabine:Lea, nimm das Kleid unseres Ordens, den Habit des Hl. Franziskus, als äusseres Zeichen der Armut. Als Bild des Kreuzes ist der Habit auch Zeichen der Liebe Gottes, denn am Kreuz fand seine Liebe ihren Höhepunkt.

Heiliger Geist, lass Lea dieses Kleid, gebildet in der Form des Kreuzes, nicht nur am Leibe tragen, sondern bilde du auch ihr Inneres. Erfülle sie mit der Gnade der wahren Demut und Hingabe an Gott und die Menschen.

Skapulier

Sr. Sabine: Lea, das Skapulier soll dich daran erinnern dass du immer und überall in Gott geborgen bist.

Der Herr beschirmt dich mit seinen Flügeln, unter seinen Schwingen findest du Zuflucht. (PS 91,4)
Heiliger Geist, komm Lea mit deiner Kraft zu Hilfe und lass sie in Gott Geborgenheit finden.

Gürtel

Sr. Sabine: Lea, nimm den Gürtel der Kraft und Treue als Zeichen deiner Bereitschaft für Gottes Willen.
Heiliger Geist, binde du Lea mit deinen Banden der Liebe. Lehre sie so zu dienen, dass Jesus immer mehr in ihr wachsen kann.

Schleier

Sr. Sabine: Lea, unser Schleier sei dir ein Zeichen deiner Hingabe an Gott.
Heiliger Geist, lass Lea durch diesen Schleier immer wieder daran erinnert werden, dass Christus in ihr Leben möchte. Er erfülle sie mit der Kraft, das Licht und die Liebe unseres Herrn auszustrahlen.
Hinausgehen und einkleiden

Übergabe der Zeichen

Brevier und Rosenkranz


Sr. Sabine: Lea, nimm das Brevier und den Rosenkranz als Zeichen der Bereitschaft zum Gebet.

Regel und Satzungen

Sr. Sabine: Lea, nimm die Regel und Satzungen unseres Ordens entgegen. Lerne sie kennen und aus ihrem Geist leben.

Name

Sr. Sabine: In der Lesung haben wir gehört: „Ich habe dich bei deinem Namen gerufen, du bist mein.“ So wirst du im Orden den Namen Sr. M. Lea tragen.
Sr. Sabine: Heiliger Geist, stärke Sr.Lea in der Liebe zum Gebet und zum Leben in der Nachfolge. Lass ihr Leben Gott zur Ehre und den Menschen zum Segen werden.
Sr. Lea: Amen

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Bis bald!
Eure Sr. Lea