Samstag, 28. März 2015

Das Kapitel

Liebe Leserinnen
Liebe Leser

Es wird mal wieder Zeit zu schreiben. In den vergangenen Wochen habe ich so viel erlebt, dass ich wohl nur schwer zu einem Ende finden könnte, würde ich alles niederschreiben. So erzähle ich vom neusten Erlebnis, welches mich im Moment auch am meisten bewegt.

Gestern war für mich ein grosser Tag! Am Nachmittag um 14.30 Uhr war Kapitel angesagt. Die ganze Gemeinschaft versammelte sich im Rekreationszimmer. Warum?

Ich habe – wie es die Tradition vorgibt – die Gemeinschaft um Aufnahme ins Noviziat gebeten. Der Schritt ins Noviziat muss von mir selber und auch von der Gemeinschaft bejaht werden. Gerne erzähle ich euch wie dieses sogenannte Kapitel ablief:

Wie schon oben geschrieben, versammelten wir uns am Nachmittag. Zum Einstieg sangen wir ein Lied und baten Gott um seinen Hl. Geist. Anschliessend habe ich der Gemeinschaft mein Anliegen kundgetan. Als ich fertig war, hat mich Frau Mutter Sr. Sabine, zur Tür begleitet und ich zog mich in die Kapelle zurück.
Währendem ich in der Kapelle wartete und vor Nervosität kaum still sitzen konnte, hat Sr. Sabine der Gemeinschaft ihre Empfehlung abgegeben. Sie hat erzählt, wie sie mich erlebt, wie sie über einen Noviziatsantritt denkt. Danach wurde das Wort frei gegeben und wer von den Schwestern etwas sagen wollte, durfte dies tun.
Dann kam es zur anonymen Abstimmung, die traditionsgemäss mit schwarzen und weissen Bohnen verläuft. Wie ihr euch vorstellen könnt, bedeutet eine weisse Bohne ein „Ja“ und eine schwarze Bohne ein „Nein“. Jede Schwester entschied sich also für eine der beiden möglichen Bohnen und konnte diese in das Gefäss geben (siehe Bild). Als alle zwölf Schwestern ihre Stimme abgegeben haben, schaute Sr. Sabine als Frau Mutter das Ergebnis an und Sr. Mirjam als Vikarin hatte ebenfalls Einsicht um das Resultat zu bezeugen. Dem Rest der Gemeinschaft und auch mir selber wurde/wird dies nicht bekanntgegeben. Aber mit grosser Freude darf ich sagen, dass ich die Zustimmung der Gemeinschaft erhalten habe und zum Noviziat zugelassen wurde.

Nach 45 Minuten wurde ich vom langen Warten erlöst. Sr. Sabine holte mich ab und begleitete mich zurück zur Gemeinschaft, wo ich mit einem herzlichen Applaus empfangen wurde und mir jede einzelne Schwester ihre Glückwünsche ausdrückte. Für mich war es – trotz der grossen Nervosität – ein tiefgreifendes Erlebnis.

Nun ist es definitiv. Am 1. Juni 2015 um 17.15 Uhr feiern wir im Rahmen der Gemeinschaft eine Einkleidung – meine Einkleidung. Ab diesem Tag werde ich das braune Ordenskleid tragen wie alle meine Mitschwestern. Es macht mich von Herzen Dankbar, zu wissen, dass nicht nur ich selber diesen Schritt gehen werde, sondern dass die Gemeinschaft mit mir mitgeht.

In den zwei Monaten die mir noch bleiben, wird es noch einiges an Vorbereitung geben, denn schliesslich kommt eine komplett neue Garderobe auf mich zu und diese muss zum Teil geschneidert und zum Teil noch eingekauft werden.
Ich denke, es wird aber ebenso auch eine innere Vorbereitungszeit sein. Denn mein äusserliches Erscheinungsbild wird sich verändern und ich denke es macht Sinn, sich - so gut es geht – innerlich darauf vorzubereiten und einzustellen.

Nun, seid alle herzlich und freudig gegrüsst!
Lea

Die Bohnen und das Gefäss