Samstag, 21. Februar 2015

Ich sägdr DANKÄ

„Oh Herr, ich stah vor dich anä,
und ich streckä dier, mini Händ entgägä.
Vo mim Härz bewegt, säg ich lislig dier,
mi Gott, du bisch so guet zu mier!

Ich sägdr dankä, für all das wo du schänksch,
ich sägdr dankä, dass du mis Läbä länksch!
Ich sägdr dankä, das isch z’einzig woni cha,
dankbar sii, für all das woni ha.
Ich dankä dier!
Ich cha ässä, wäni hunger ha,
we vill Mänschä mönd vor hunger z’Läbä lah.
Wänn ich das ghörä, machtsmr angscht und duedmr weh,
all die Mänschä, Herr, bring ich vor dich hi.

Refrain:

Ich darf wohnä, imnä schönä warmä Huus,
doch äs gid Mänschä, denä bliibt nur d’Strass.
Wän ich das ghörä dänki: „Das chas doch nid sii!“
All die Mänschä, Herr, bring ich vor dich hi!

Refrain:

Und jetzt stah ich vor dier,
und weisch du Herr, weisch was wüsch ich mier?
Ä Wält wo Grächtigkeit und Friedä herrschä dued,
wo kei Mänsch meh mues zahlä mid sim Bluet!“

(Text und Musik: Lea Heinzer)

Anfang dieses Monats hatte ich den Wunsch, nach langem mal wieder ein Lied zu komponieren. Komponieren auf Knopfdruck, das funktioniert bei mir nicht. Aber es gibt Momente, da fühle ich die Kreativität oder wie man das auch immer benennen will. Das sind meistens Momente, in denen ich emotional bewegt bin, warum auch immer. Manchmal gelingt es mir dann, diese Emotionen in Worte nieder zu schreiben und mit Musik zu unterstreichen, manchmal aber geht auch gar nichts. Sein Denken und Fühlen in Worte zu fassen dass es einen Sinn ergibt und sich wenn möglich noch reimt, das kann ja schon mal zu einer Herausforderung werden :-)
Auch dieses Lied „Ich sägdr DANKÄ“ war eine Herausforderung und ich kann euch sagen, nicht die Hälfte von dem was ich dabei dachte und fühlte, konnte ich in dem Lied ausdrücken. Aber glücklicherweise gibt es ja einen Blog, wo man versuchen kann, noch etwas mehr dazu zu sagen. Und das will ich jetzt mal versuchen:

In meinem Urlaub Anfang dieses Jahres hatte ich ein Schlüsselerlebnis…

Ich habe mich auf die Tage gefreut, hatte Vorstellungen wie sie wohl sein werden, hatte meine Hoffnungen und doch wusste ich nicht was mich erwartet. Nun ja, es war dann so, dass der Routenplaner uns immer mehr und mehr – ich sag jetzt mal etwas provokativ – von der Zivilisation wegführte und ich fragte mich, wo wir da wohl landen werden. Tatsächlich kamen wir an einen etwas abgelegenen Ort, die Häuser sahen etwas mitgenommen aus, die Ordnung rund um diese Häuser liess zu wünschen übrig und die ersten zwei Tage sahen wir zusammengefasst vielleicht maximal drei Autos und etwa sieben Menschen oder so. Die Ferienwohnung, die wir beziehen konnten, hatte ich mir grösser vorgestellt und die erste Nacht hatten wir nur kaltes Wasser und auch im Raum selber war es kühl, da die Heizung ihre Zeit brauchte um zu wärmen.

Ich gebe zu, all das entsprach weder meinen Vorstellungen, noch meinen Hoffnungen. Damit war ich ehrlich gesagt, nicht so einverstanden und ich spürte in mir Ärger aufkommen.
Doch auf einmal geschah in mir drin etwas ganz tiefes und ich fühle mich beschämt, dass ich 24 Jahre brauchte, bis diese Erkenntnis so bewusst auftrat, dass sie mein Herz erreichte. Wie ein Blitz kam die Frage in meinen Kopf und sie schien mich regelrecht anzuschreien: „Was gibt dir das Recht, dich zu beschweren? Du hast so viel zu essen, dass du deinen Magen über das Mass hinaus füllst und da draussen gibt es Menschen die verhungern! Du hast das Privileg, ein Dach über dem Kopf zu haben, währendem Menschen auf der Strasse liegen und erfrieren! Du hast Menschen um dich, die dir wohlgesinnt sind, während da draussen Tag für Tag Menschen leiden an Unterdrückung, an Gewalt und Missachtung!“


Uff….Diese Gedanken haben gesessen… Ich meine, klar wusste ich auch vorher, dass ich dankbar sein kann für diese Verhältnisse in denen ich leben darf und doch, zwischen „es wissen“ und „es fühlen“, liegt noch einiges dazwischen. Ich weiss nicht, ob ich mich deutlich genug ausdrücken kann, damit ihr euch vorstellen könnt, was ich in dem Moment fühlte. Es waren Gefühle, die mich bis heute nicht losgelassen haben. Da ist ein Gefühl von schlechtes Gewissen und zugleich ein Gefühl von Hilflosigkeit. Schlechtes Gewissen, weil ich so viel besitze, während andere nichts haben. Und hilflos macht mich die Frage: Was kann ich tun gegen all dieses Leid in der Welt?
Und wenn ich diesen Fragen, diesen Gefühlen Raum gebe, dann macht sich in mir ein Gefühl breit, von demütiger Dankbarkeit. Und das ist für mich ein erster Schritt: Danken für all das was mir geschenkt ist und es nicht als selbstverständlich anzusehen, denn es ist nicht selbstverständlich!

Und dann fällt mir das altbekannte Gebet ein:

„Gott, gib mir die Gelassenheit, Dinge hinzunehmen, die ich nicht ändern kann,
den Mut, Dinge zu ändern, die ich ändern kann,
und die Weisheit, das eine vom anderen zu unterscheiden.“


Ich kann nicht einfach so die Welt umstellen wie sie mir gefallen würde. Aber ich kann bei mir selber anfangen Dinge zu verändern, das Leben so zu leben, wie ich es mir von der Welt wünsche. Ich kann dankbarer mit den Geschenken meines Lebens umgehen. Ich kann den Frieden so gut es geht leben und wenn es mal nicht funktionieren will, kann ich nach Lösungen suchen bevor die Situation zu einem verhärteten Konflikt führt. Ich kann den Menschen, denen ich begegne Wertschätzung entgegen bringen und Respekt, nach dem Motto: „Ich bin in Ordnung, du bist in Ordnung.“ Ich kann Liebe in die Welt hinaus tragen auch wenn sie vielleicht nur das kleine Umfeld erreicht in dem ich mich bewege, aber sie ist in der Welt und kann weitergetragen werden, weitere Kreise ziehen. Ich kann Licht weiterschenken, denn nur so kann es sich vermehren und nur so kann es heller werden.

Das ist mein Wunsch für mein Leben. Dass ich allzeit bereit bin, das zu ändern, was ich ändern kann, um so meinen Beitrag an diese Welt zu leisten.


Huch…das waren nun doch einige Gedanken und Gefühle, die meine Finger über die PC-Tastatur tanzen ließen. Ich hoffe, ich konnte euch etwas von meinem Schlüsselerlebnis weitergeben, dass sich in mir festgehaftet hat, etwas von meinen Träumen, Vorstellungen, Hoffnungen und Wünsche.

Frieden, Liebe, Licht, Wertschätzung….das sind Geschenke, die wir alle brauchen. Nehmen wir sie also dankbar an, wenn sie uns begegnen und schenken sie weiter, damit sich die Welt verändern kann.

Lea



Mittwoch, 18. Februar 2015

Adee Fasnacht

Gestern ging die Fasnachtszeit für dieses Jahr zu Ende und so ist es Zeit für eine Berichterstattung.

Am Montag, hatten wir hier im Kloster unseren grossen Fasnachtstag. Am Nachmittag um 15.00 Uhr trafen wir uns im Rekreationszimmer (Erholungszimmer). Die einen kamen verkleidet (auch ich, siehe Bild), die anderen mochten lieber das dezente Auftreten. Manche vergnügten sich mit jassen, die anderen spielten Rummycub und wieder andere schauten im TV die Übertragung des Luzerner Fasnachtsumzuges. Später verteilten Sr. Sabine und ich die frisch gedruckten Liedhefter mit bekannten Schlagerliedern. Ich nahm die Gitarre zur Hand, Sr. Sabine gab ihr Bestes beim Cajon spielen und so ging die Singstunde los. Also mir hat es Spass gemacht, ich hoffe meinen Mitschwestern und Gästen auch :-)

Dann hatte ich am Montag ja noch mein vierteljahrhundert – Geburtstag und ich muss sagen, dieser Tag steckte so voller Überraschungen, dass ich am Abend schlichtweg überwältigt war. Es war einfach schön!

Überwältigt hat mich auch die Verbundenheit zu meinem Heimatdorf, das muss jetzt einfach mal gesagt sein. Trotzdem am Montag der grosse „Sännechilbi“-Tag war für die Illgauer, der ja schon beinahe an einen hohen Feiertag grenzt, gab es von Sonntag bis und mit Dienstag immer wieder Leute aus dem Dorf, die mich mit Bildern, Videos, SMS, etc. auf dem Laufenden hielten. Ich war also stets auf dem top aktuellsten Stand :-) Ein DANKE an alle!
Ich bin in einem Dorf aufgewachsen wo man sich kennt, wo Zusammenhalt spürbar wird, wo Traditionen gelebt werden. Das hat mir immer sehr viel bedeutet. Auch wenn ich jetzt in Stans lebe und glücklich bin mit meiner gewählten Lebensform, so bleibe ich in meinem Herzen Illgauerin. Und weil ich jetzt sowieso schon ins masslose Schwärmen übergegangen bin, tippe ich hier noch einen speziell dicken Gruss an alle Illgauer-BlogleserInnen (ich weiss, dass es einige sind) :-)

Nach einer Zeit des Feierns, sind wir nun heute in der Fastenzeit angelangt. Eine Zeit der Besinnung. Für mich persönlich steht nicht das Fasten im Mittelpunkt. Mir selber ist es wichtiger diesem DU – Gott mehr Zeit und Raum zu geben. Aber wie geht das? Wie gebe ich Gott mehr Raum? Mehr Zeit? Ich versuche still zu werden, die Stille in meinem Herzen und meinen Gedanken zu finden, damit ein Raum frei wird für die leise, leicht überhörbare Stimme Gottes. Damit ein Raum frei wird, wo es Platz hat für den Frieden, das Licht und die Liebe, die Gott uns schenken will.

Euch allen wünsche ich von Herzen eine gute Fastenzeit!

Lea

Samstag, 7. Februar 2015

Fasnacht 2015

Während dem in Illgau der Maskenball in vollem Gange ist, sitze ich hier vor dem Computerbildschirm und bin in das Samstag-abendliche Schweigen abgetaucht. Alle die mich kennen, wissen, dass ich ein zünftiger Fasnächtler bin - kein Wunder, schliesslich bin ich in der Fastnachtszeit geboren :-)

Als ich mit 16 Jahren zum ersten Mal beim Maskenball mit dabei war und noch am selben Abend dieser Anlass zum schönsten Illgauerfest des Jahres erkoren habe, dachte ich noch in keiner Weise ans Kloster.

Jedes Jahr, wenn der Maskenball in die Nähe rückte, begann mein Herz etwas schneller zu schlagen. Ich machte mir Gedanken, wie ich mich verkleiden könnte, was ich darstellen möchte. Ich habe es geliebt, mit einer Maske im Gesicht, in der Kategorie „Einzel-Vollmaske“ mein Bestes zu geben, mit den Besuchern zu plaudern und sie zu irgendwas animieren. So war ich letztes Jahr, ein Gastwirt auf der Suche nach Personal, ein anderes Mal war ich als „Strassensänger Fritz“ unterwegs, mit einem roten Eimer als Trommel und versuchte Musikwünsche so gut es ging zu erfüllen :-)

Wenn ich jetzt sagen würde: „Es macht mir nichts aus, nicht am Maskenball zu sein“, es wäre gelogen, denn ich wäre gerne dabei und heute juckt es mich richtig in den Beinen weil ich gerne tanzen würde. Aaaaaaaaber – und das ist der springende Punkt – Trübsal blasen tue ich deswegen nicht. Denn als ich mich für das Kloster entschieden habe, war das ein bewusstes „Ja“. Also auch ein bewusstes „Ja“ zum Stillschweigen am Samstagabend :-)

Und wir haben ja schliesslich auch Fasnacht hier im Kloster dieses Jahr fällt sie auf meinen Geburtstag (16.2.) und ich habe mir schon mal eine Verkleidung ausgedacht, die ich jetzt aber in der kommenden Woche noch basteln muss. Mehr darf ich noch nicht verraten, schliesslich sollen die Schwestern noch nichts davon wissen, also psssssst ;-)

Nun wünsche ich allen, eine herzhaft gute Fasnacht, besonders den Illgauer-„Maschgradä“!

Lea