Sonntag, 20. Oktober 2013

Schritt für Schritt


Tatsächlich schaffe ich es nochmals einen Post zu tippen. Da ich ja seit Samstag zu Hause bin und seit dem letzten Post also nicht viel Neues zu erzählen habe, schreibe ich euch mal etwas über die Distanzen die man im Kloster zurücklegt. Ich beziehe mich hier natürlich lediglich auf das Kloster St. Klara.

In St. Klara legt man definitiv wesentlich mehr Fusschritte zurück als in einem privaten Haushalt. Auf die Idee, darüber einen Post zu schreiben kam ich, als ich eines Nachmittags im Büro sass und das Verbindungskabel von meinem Handy zum Computer benötigte. Also spazierte ich ins Zimmer, holte das Kabel und ging denselben Weg zurück ins Büro. Als ich bemerkte, dass die Sache mit dem Kabel nicht funktionierte, marschierte ich wieder ins Zimmer, klemmte den Labtop unter den Arm und lief zurück ins Büro. Für die ganze Aktion habe ich dann doch ziemlich Zeit „verlöffelt“, dafür aber etwas für meine Fitness getan. Ich kam dann auf Idee mal die Fusschritte zu zählen die ich ungefähr mache, damit ihr euch darunter etwas vorstellen könnt. Ich lief dann also ein fünftes Mal diesen Weg und zählte rund 115 Schritte vom Büro ins Schlafzimmer. Davon 16 Treppenstufen.

Auf einmal bekam ich Spass daran, Schritte zu zählen und wanderte mit Zettel und Stift in der Hand im Kloster umher und schrieb die Ergebnisse meiner Zählungen auf. Dabei habe ich also herausgefunden, dass ich vom Schlafzimmer bis zum Chorplatz (Der Platz an dem ich sitze wenn ich beim Stundengebet bin) ungefähr 100 Schritte benötige und davon 40 Treppenstufen heruntersteige.

Die ersten Wochen die ich im Kloster war, musste ich mich etwas daran gewöhnen, dass ich zur Toilette rund 36 Schritte gehen muss (vom Schlafzimmer aus gezählt). Wenn ich also in der Nacht mal raus musste, kam ich also fast nicht drum herum im Halbschlaf zu bleiben. Inzwischen funktioniert das aber einwandfrei. Ich „Schlafwandle“ hin und zurück und versinke wieder in meine Träume :-)

Letzten Freitag erwachte ich 5.00 Uhr nachts. Ich hatte Schmerzen wegen meinem (nicht mehr) Weisheitszahn (Ihr wisst ja durch den letzten Post von meiner Zahnarztaktion). Ich dachte einen Kühlbeutel könnte mir weiterhelfen. So machte ich mich auf die Wanderschaft. Ich habe zwar nicht gezählt wie viele Schritte ich gegangen bin, aber ich würde sagen, schätzungsweise so um 90 Schritte. Im Pyjama in den Keller spazieren und als Zielort den Tiefkühlraum zu haben, liess mich nicht im Halbschlaf bleiben. Aber um 6.30 Uhr musste ich ja dann sowieso aufstehen.

Wie ihr also lesen könnt, im Kloster macht man automatisch was für seine Fitness. Das finde ich sehr praktisch. Man ist wortwörtlich auf dem Weg - Tag für Tag.

Liebe Grüsse an euch alle (heute grüsse ich besonders die Schwestern von St. Klara, die den Post während meiner Abwesenheit lesen) :-)

Lea

Freitag, 18. Oktober 2013

Von Zähnen, Musik und Kräutern

Mit einem Kühlbeutel um die Wange gewickelt, sitze ich nun vor dem PC und informiere die Welt über mein Dasein im Kloster.
Warum ich meine Wange kühle, hat nichts mit einer Schlägerei zu tun, sondern ganz einfach damit, dass ich heute Morgen früh, der dritte meiner Weisheitszähne ziehen musste und somit einer Schwellung vorbeuge.

Nun will ich aber nochmals ein bisschen erzählen was ich alles so gemacht habe in den vergangenen Tagen, denn in den kommenden Tagen wird es meinerseits wohl eine kleine Funkstille geben, denn morgen gehe ich nach Hause und komme erst am Mittwochabend zurück, weil ich noch Termine in meinem Terminkalender stehen habe. Am Donnerstagabend beginnen hier im Kloster die Exerzitien.
Das sind Tage der Stille mit Meditation, die begleitet werden durch Impulse zu einem religiösen Thema. In dieser Zeit werde auch ich mich zurückziehen und anschliessend dann über meine Erfahrungen berichten. Für mich ist es das erste Mal dass ich Exerzitien mache. Ich bin sehr daran interessiert, das mal mitzumachen und zu erleben, gebe aber auch zu, eine Woche lang in der Stille zu sein, sehe ich als eine Herausforderung für mich, da ich es mich nicht gewohnt bin.

Diese Woche hatte ich einiges auf dem Programm. Am Montagmorgen war ich beinahe den ganzen Morgen beim Zahnarzt zur Dentalhygiene und hatte da – wie schon erwähnt – den Termin von heute gefasst, was mich nicht gerade auf Wolke 77 schweben liess. Am Nachmittag war ich mit Sr. Rafaela am Arbeiten. Zuerst haben wir musiziert. Heute Abend spielen wir im Gottesdienst zwei Stücke auf der Gitarre und dazu musste schliesslich geübt werden. Anschliessend konnte ich ihr helfen Etiketten am Computer zu gestalten und auszudrucken, um diese dann auf die verschiedenen Genüsse des Kräutergartens zu kleben. So haben wir Etiketten gedruckt für Badesalz, Zitronenmelissensirup, sowie Genuss-Tee. Später konnte ich auch in nächster Nähe sein bei der Badesalzproduktion und habe auch die Flaschen mit dem Melissensirup mit dem Etikett versehen.

Am Dienstag war ich in der Küche. Am Morgen haben wir zuerst alles vorbereitet für das Mittagessen und als wir soweit waren, gingen Sr. Franziska und ich auf den „Klosterhügel“ zum Apfelernten. Das war gar nicht so einfach, denn der Apfelbaum ist schon sehr alt und seine Äste sind brüchig. So musste man gut aufpassen wenn man die Leiter stellte. Ich habe die Äpfel eingesammelt die vom Baum auf den Boden fielen. Als ich unter dem Baum stand und mir ein grosser, kugelrunder Apfel beinahe auf den Kopf plumpste, kam ich auf die glorreiche Idee, mich vielleicht besser neben den Baum zu stellen als darunter. Das hat sich bewährt.

Am Abend gehe ich oftmals musizieren. Ich setze mich dann gerne ans Klavier und spiele drauflos. Auch diese Woche widmete ich mich den Tasten und habe etwas Tolles entdeckt. Am Abend, als es draussen dunkel war, ging ich ins Musikzimmer. Ich setzte mich im Dunkel ans Klavier und griff in die Tasten. Ich sah ja kaum was, also griff ich reichlich daneben. Ich ging zum Fenster und kippte die Fensterläden ein bisschen auf, damit gerade so viel Licht von der Strassenlaterne herein schimmerte, dass ich sah auf welchen Tasten sich meine Finger bewegten. Diese Art zu musizieren ist absolut empfehlenswert, denn im Dunkel verlässt man sich vorwiegend auf sein Gehör und in diesem Falle auf die Musik. Eine sehr schöne Erfahrung.

Nun ist es Zeit für das Mittagsgebet. Wenn ich dazu komme, melde ich mich vor den Exerzitien nochmals. Ansonsten sage ich bis bald und bleibt dran. Ich freue mich über zahlreiche Leserinnen und Leser!

Lea

Sonntag, 13. Oktober 2013

Dies und das

Diese Woche ist ja mal wieder in einer Geschwindigkeit vorüber, man kann es kaum glauben.
Ich habe im letzten Post von den Rosen erzählt, die mir eine unbekannte Person vor die Tür gestellt hat. Sr. Rafaela hat diesen Post gelesen und sich mir netterweise zu erkennen gegeben. Die Rosen stehen noch immer auf meinem Schreibtisch und duften ganz rosig gut!

Der letzte Post kam am vergangenen Mittwoch ins Netz und seit dem habe ich doch schon wieder einiges erlebt.
Am Donnerstagmorgen verschwand ich mit Putzeimer, Lappen und Putzmittel ins Noviziat (Ein Raum der so benannt ist). Dort war ich den ganzen Morgen beschäftigt mit Fensterputzen. Ich zählte mich zu den Glücklichen, als ich sah wie einzelne Schwestern im strömenden Regen im Garten arbeiteten. So hatte ich es im Noviziat dann doch etwas trockener.
Am Nachmittag hatten Sr. Rafaela und ich nochmals intensiv Probe für den Sonntagsgottesdienst.
Am Abend nach dem Spülen stand uns ein aktives, aber durchaus spassiges Programm bevor. Sr. Rafaela und ich, stürzten uns in die Trainerhosen und machten uns sporttauglich. Um 20.00 Uhr trafen wir uns nämlich mit zwei Frauen, die momentan als Gäste im Kloster St. Klara ein paar Tage verbringen. Im ehemaligen Institut des Klosters existiert noch eine Turnhalle, die in den Schulferien oftmals leer steht. Also war unser Treffpunkt die Turnhalle. Wir hatten reichlich Spass am Basketball spielen (auch wenn mir beinahe der Sauerstoff ausging). Anschliessend spielten wir noch Volleyball, jedoch nach unserer Art. Wir standen im Kreis und spielten uns gegenseitig den Ball zu. Das Ziel war, den Ball 25-mal in die Luft zu spielen, ohne dass er in der Zwischenzeit auf den Boden prallt. Als wir um 21.30 Uhr unser Ziel immer noch nicht erreicht haben, liessen wir es bleiben. Aber immerhin schafften wir es auf 22-mal.
Es tat gut, vor dem Schlafen noch so richtig auszupowern und dementsprechend tief bin ich dann auch in meine Träume versunken.

Am Freitagmorgen war ich wie immer bei Sr. Marie-Elisabeth am Blumengestecke kreieren. Das kann zu einer regelrechten Geduldsprobe werden wenn das Endergebnis einfach nicht zufriedenstellend aussieht. Aber um 11.00 Uhr waren alle Gestecke fertig und kamen an ihren Platz.

Am Nachmittag fuhr ich nach Hause. Ich war am Abend zu einer CD-Taufe eingeladen. "Illgauer Chindermäss 2" steht brandneu zum Verkauf bereit. Ich durfte bei dieser CD mitwirken und so freute ich mich auf das gemütliche Zusammensein mit allen Mitwirkenden, am Freitagabend. Es war ein gelungener und auch lustiger Abend.
Gestern bin ich im Verlauf des Morgens dann wieder ins Kloster zurückgekehrt und verbrachte einen freien Nachmittag.

Heute Morgen hat dann der allumfassende Sonntagsgottesdienst stattgefunden, für den wir so lange geübt haben. Ich freue mich, dass alle Lieder so gut gelungen sind. Das war der Lohn für unsere Arbeit.

Jetzt wünsche ich allen einen sonnigen und erholungsreichen Sonntag!
Lea

Mittwoch, 9. Oktober 2013

Überraschungstür

Ich melde mich zurück. Nachdem ich am Wochenende zu Hause war, bin ich wieder ins Kloster zurückgekehrt und habe doch schon einiges erlebt in der Zwischenzeit. Gleich geht‘s ab zu einer Probe. Wir üben für den kommenden Sonntag, ich werde mit Sr. Rafaela im Gottesdienst musizieren (ohne Noten, für die die das wissen möchten – ich bin noch nicht soweit, aber ich mache Fortschritte).

Heute Morgen war ich ebenfalls mit Sr. Rafaela unterwegs. Ich konnte ihr helfen, ihre Kräuterspirale im Garten wintertauglich zu machen. So habe ich die Minzen kahl geschnitten, Melisse ebenfalls und machte so ganz nebenbei mit einem Strauss verdorrter Zitronenmelisse Sr. Rafaela einen Heiratsantrag…hihi, tja, sowas kann vorkommen. Wir haben uns amüsiert über diesen Witz. Sie versuchte dann einen Gegenantrag mit Ananasminze, doch wir haben uns beide nicht davon überzeugt, so bleibt alles beim Alten, was vielleicht auch besser ist :-)
Nun, Spass beiseite. Es war eine schöne Arbeit. Mir gefiel es, draussen zu sein, den Duft der Kräuter einzuatmen und für mich zu arbeiten. Bei dieser Arbeit musste man nicht viel studieren, so erwies sie sich durchaus als meditativ. Ab und zu lief mir ein Käfer über den Weg und versuchte Sr. Rafaela ein Haustier anzudrehen, doch auch das ohne Erfolg. Um 11.00 Uhr ging ich dann wieder ins Haus, hatte da noch Arbeit mit dem Waschen der Stiefel. Auch ich selber habe etwas Erde abbekommen. Ich wusch mir die Hände, Arme und das Gesicht, habe mich umgezogen und war somit bereit für das Mittagsgebet und das anschliessende Mittagessen. Die Arbeit im Garten machte hungrig.

Und nun komme ich zu dem Thema was den Titel des heutigen Posts betrifft.
Als ich nach dem Mittagessen ins Zimmer ging, erwartete mich eine liebe Überraschung vor meiner Zimmertür. Eine kleine Vase mit drei Rosen stand da; rot, gelb und violett (oder dunkelrot). Ich konnte bisher leider noch nicht ausfindig machen, von wem dieser Gruss kommt, doch Fakt ist, dass ich mich sehr darüber freue.
Die Zimmertür sorgt immer mal wieder für Überraschungen. Wenn man etwas für eine andere Schwester hat, so legt man es meist vor die Zimmertür. Auch wenn man Briefe bekommt, wird einem das vor die Tür gelegt (Aufgepasst; ich bin eine freudige Empfängerin von Briefen ;-) ).
Eines Morgens kam ich aus dem Zimmer, da lag ein ausgeschnittenes Stück Zeitung vor meinen Füssen. Ein Witz aus der Tageszeitung, der mir meine Nachbarschwester vom Zimmer nebenan als Gruss in den Tag hinlegte. Höflich wie ich bin, schrieb ich einen Witz auf einen Notizzettel und legte ihn als Abendgruss vor die Nachbarstür.
So gibt es ganz verschiedene Dinge, die für Überraschungen sorgen. Mal ist es ein Buch, mal ein Text, mal den Monatsplan für das Musizieren in der Kirche und mal sind es Noten.
So erfreue ich mich immer wieder an der „Überraschungstür“.

Bis bald,
Lea


Donnerstag, 3. Oktober 2013

Kurze Werbung...gleich geht's weiter!

Liebe Leserinnen und Leser

Wenn ich hier schon an der Quelle bin und Menschen erreichen kann, nutze ich die Gelegenheit, ein bisschen Werbung zu machen.

Das Kloster St. Klara bietet am Wochenende 16. / 17. November 2013 ein Wochenende in der Stille für Frauen an. Zentrale Punkte dieser Zeit sind:

• Meditation
• Bibliodrama
• Zeiten im Schweigen
• Teilnahme am Gebet der Klostergemeinschaft
• Möglichkeit zum persönlichen Gespräch


Ich erinnere mich, wie ich zum ersten Mal an einem solchen Wochenende teilgenommen habe. Das muss ungefähr vor drei oder vier Jahren gewesen sein.
Ich hatte ein bisschen Bammel davor, befürchtete, die Stille könnte mir – ich sage mal – zu still sein und mich überfordern. Nichts desto trotz bin ich damals am Samstagnachmittag anmarschiert. Was sich zuerst als das grosse Ungewisse in mir breit gemacht hatte, erwies sich dann aber als sehr wohltuend und entspannend. Ich hatte Zeit für mich und für all das was mich bewegte. Ich hatte Zeit, mich hineinzugeben in einen Tagesablauf mit einer klaren Struktur und einem Rhythmus. Es war der beste Ausgleich zum Arbeitsalltag und so kehrte ich wie „neugestartet“ am Sonntagnachmittag nach Hause zurück.
So freue ich mich nun auch auf das Wochenende im November.

Ein Highlight für mich ist jeweils das Bibliodrama. Ich denke, dass ist vielen von euch kein Begriff. Ich möchte kurz darauf eingehen. Bibliodrama ist ein Weg, die eigene Lebens- und Glaubensgeschichte anhand biblischer Geschichten zu verstehen und zu vertiefen. Ich muss zugeben, als ich zum ersten Mal bei einem Bibliodrama mitgemacht habe, kam ich mir etwas komisch vor. Doch heute ermöglicht es mir einen wertvollen Zugang zu Texten aus der Bibel. Die Bibel ist nicht immer einfach zu verstehen. Es gab schon Bibliodramen, da beschäftigten wir uns mit einem Text, der mich überhaupt nicht angesprochen hatte und dessen Inhalt ich auch nicht wirklich verstanden habe. Eine Stunde später, war ich so berührt von diesem Text, dass ich mit einem grossen „Ahaa“ im Raum stand. Auf einmal verstand ich, was dieser Text für mich und meine momentane Lebenssituation bedeuten könnte. Dieses „Ahaa“ nahm ich mit in den Alltag und begleitet immer wieder, wenn ich diesen Text höre. Mit folgendem Link könnt ihr noch mehr über Bibliodrama erfahren:Wikipedia Bibliodrama

Der zweite Link führt zum Flyer „Wochenende in der Stille“. Vielleicht hat jemand Interesse, sich eine zweitägige Auszeit zu nehmen und etwas Ruhe einkehren zu lassen. Anmelden kann man sich bei Sr. Sabine (Kontaktinformationen sind auf dem Flyer aufgeführt).

Wochenende in der Stille

Noch was anderes: Neu ist auch die E-Mail Adresse klosteraufzeit@gmail.com aktuell. Fragen und Anregungen nehme ich gerne entgegen.

Ich grüsse euch herzlich!

Lea

Mittwoch, 2. Oktober 2013

Fragen und Antworten

Heute will ich den Platz nutzen um verschiedene Fragen zu klären die mir in den vergangenen Monaten gestellt wurden. Als erstes möchte ich auf eine Frage eingehen, die mir sehr oft gestellt wird.

Warum willst du ins Kloster?

Auf diese Frage stelle ich dann gerne die Gegenfrage: „Warum liebst du deinen Mann/ Frau/ Partner/ Partnerin? (was dann halt eben passt)“ Da merkt mein Gegenüber schnell einmal, dass diese Frage gar nicht so leicht zu beantworten ist. Vielleicht sind es die herzlichen Augen, der liebevolle Charakter, der Humor, die Empathie….“Es stimmt halt einfach“, sagen mir viele. Das ist ein bedeutender Satz – es stimmt halt einfach, wir sind füreinander bestimmt. Genau so geht es mir auch. Das Ordensleben fasziniert mich, es interessiert mich. Mir gefällt der rhythmisierte Tagesablauf, die Ruhe, das gemeinschaftliche-, schwesterliche Miteinander. Die Einfachheit und Schlichtheit, den Glauben zu leben… Es stimmt halt einfach und ich fühle mich irgendwie dazu bestimmt …Da ist etwas, das einem keine Ruhe lässt, bis man es gesehen, gelebt, erfahren und gespürt hat. Es ist etwas, das einem das Gefühl von zu Hause sein vermittelt. Etwas, das einem Schmetterlinge in den Bauch zaubern kann, als wäre man Hals über Kopf verliebt.
Nun ist es für mich an der Zeit es auszuprobieren, dieses Leben. Aber ich bin weder „verlobt“ noch „verheiratet“ damit. Das bedeutet, alle Wege stehen offen. Mir ist es sehr wichtig, die Augen, die Ohren und vor allem mein Herz offen zu halten, zu spüren was sich tut, was sich bewegt und wohin es mich zieht, um irgendwann, wenn es Zeit dafür ist, einen Entscheid zu treffen für das Leben in einer Ordensgemeinschaft oder dagegen.
Die nächsten Fragen sind wieder etwas weniger schwer zu beantworten und bedürfen bestimmt auch weniger Zeilen. Oder doch nicht?

Bist du zivil gekleidet oder trägst du auch dieses „Nonnengewand“?

Allem voran, ich bin zivil gekleidet. Jeanshose, T-Shirt und Pullover (am liebsten mit Kapuze).
Wenn wir aber schon dabei sind, möchte ich bei dieser Frage mit der Antwort noch etwas ausschweifen. Dieses „Nonnengewand“ nennt man Habit, als Kind lernte ich es auch unter dem Namen „Kutte“ kennen. Die Schwestern hier tragen sie in braun. Einen Schleier, den Habit, das Skapulier und den Strick. Dazu Schuhe, Strümpfe oder Socken und was man halt sonst noch so trägt. Der Habit ist braun, weil sie dem Kapuzinerorden angehören, also nach der Regel des Hl. Franziskus leben. Die Benediktiner leben nach der Regel des Hl. Benedictus und tragen schwarz. Die Dominikaner leben nach der Regel des Hl. Dominikus und tragen weiss. Aber auch da ist es nicht überall gleich. Erstens kenne ich mich selber (noch) zu wenig aus in diesem Gebiet und zweitens könnte man wohl ein ganzes Buch darüber schreiben, wenn man ins Detail gehen möchte. Das war einfach mal ein kurzer Ansatz zur Orientierung, warum die Schwestern in St. Klara braun angezogen sind und nicht in einer anderen Farbe.

Dein Handy hast du bestimmt nicht mit dabei im Kloster? Dein Labtop und Internet hast du wohl auch nicht oder?

Also, zuerst einmal zum Handy. Dieses habe ich dabei. Erstens ist es mein Wecker, zweitens ist es mir und auch der Gemeinschaft wichtig, dass ich mit meinen Freunden und meiner Familie in Kontakt bleibe, auch wenn ich jetzt hier im Kloster bin. Die meiste Zeit liegt es im Zimmer auf dem Schreibtisch und dann sehe ich eingegangene Nachrichten oder Anrufe jeweils wenn ich ins Zimmer komme.
Dann zum Internet; Diese Frage hat sich wohl erübrigt, denn hätte ich kein Internetzugriff, wäre nichts mit bloggen. Tja, auch im Kloster gibt’s Internet. Da machen manche Leute grosse Augen wenn ich das sage. Aber hier ist es ganz normal. Man informiert sich über’s Internet was in der Welt geschieht, man hat seine E-Mailadresse und die dazugehörigen Kontakte, um sich mit Leuten innerhalb und ausserhalb des Klosters auszutauschen und in Kontakt zu bleiben. Das Kloster hat eine eigene Homepage, die regelmässig aktualisiert wird und… und… und. Das Internet ist im Kloster ein wichtiges Kommunikationsmittel.
Auch mein Labtop ist mit von der Partie. Ich brauche ihn zwar nicht so oft, aber er ist praktisch für Momente wie jetzt gerade. Da sitze ich gemütlich auf meinem Bett und schreibe diesen Blog (ich sollte zwar mal langsam Schluss machen mit dem Tippen, sonst kann meine Nachbarschaft im Zimmer nebenan nicht schlafen, denn es ist sehr ringhörig hier).

Was isst man im Kloster?

Bei dieser Frage musste ich ja schon ein bisschen schmunzeln. Aber die Frage ist berechtigt, wenn man das Klosterleben überhaupt nicht kennt. Kann ja wirklich sein, dass es da spezielle Regelungen gibt. Es ist wahr, die gibt es auch. Es gibt z. B. Dienstag, Donnerstag und Sonntag Fleisch zum Essen (natürlich nebst den üblichen Beilagen, die man auch ausserhalb des Klosters kennt). An diesen Tagen gibt es auch Kaffee nach dem Essen und etwas Kleines zum Naschen dazu. Die restlichen Tage sind fleischlos. Ansonsten gibt es nichts Spezielles. Man isst sehr gut und genug hier in St. Klara.

Darfst du nach draussen gehen?


Diese Frage kann ich auch voll und ganz mit „Ja“ beantworten. Ich kann, darf und gehe nach draussen. Es ist nur so, dass man von morgens bis abends meist im Haus beschäftig ist, es sei denn, man hätte eine Arbeit im Freien. So kommt man nicht so oft nach draussen. Aber wenn ich frei habe oder am Abend noch Lust dazu, gehe ich gerne für einen Spaziergang an die frische Luft.

Betest du da immer?

Diese Frage hat sich mit den anderen zwei Post wohl auch beantwortet. Nein, ich bete nicht immer. Aber ich bete öfters als vorher in meinem geregelten Arbeitsalltag. Ich halte die Gebetszeiten der Gemeinschaft ein. Das sind täglich rund 3 Stunden zusammengerechnet. Dazu kommen persönliche Gebete. Vor dem Einschlafen, oder einfach mal zwischendurch ein Stossgebet, ein“ Danke, dass heute die Sonne scheint“, ein „Danke, dass es mir so gut geht“. Es kann auch mal ein „Hallo? Gott wo bist du?“ sein, oder ein „Jetzt brauch ich wirklich deine Hilfe.“ Gebet bedeutet nicht nur, ein Gebet am anderen zu sprechen, sondern auch zu schweigen, zu hören, zu singen…Gebet heisst für mich, mit Gott in Kontakt zu bleiben, wie auch immer.

So, das reicht jetzt für heute. Wer noch mehr Fragen hat, kann sie mir gerne stellen, ich beantworte sie nach bestem Wissen und Gewissen.

Ich grüsse euch herzlich,
Lea